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(Quelle: Rheinpfalz, Ausgabe vom: 15.04.2024)
Ein Südpfälzer hat sich inzwischen in allen deutschen Weinanbaugebieten einen Namen gemacht. Und zwar als Mann mit den digitalen Lösungen für Arbeiten in den Rebzeilen. Für Stefan Krämer sind Winzer Pragmatiker. Es gebe nach wie vor welche, die machen Weinbau noch so wie all die Generationen zuvor. Denn wenn das bei den Großeltern und Eltern schon funktioniert hat, dann wohl auch bei ihnen. Digitalisierung – ne, das geht auch analog, so deren Meinung. „In diesen Fällen ist Überzeugungsarbeit nötig“, weiß der Burrweilerer. Dass sehr wohl digitale Möglichkeiten auch in diesem Handwerk hilfreich sind, möchte er mit seiner App Vinum Cloud verdeutlichen. Diese habe er speziell für die Arbeit draußen in der Natur entwickelt, also für den Außendienst.
Die Nutzer haben mithilfe des Smartphones oder am PC-Bildschirm den Überblick über das, was in ihren Weinbergen geschieht. Wie viel Düngemittel sie benötigt haben, wie oft sie aufs Feld gefahren sind, wie viel Sprit sie dabei verbraucht haben, wie viele Mitarbeiter wie oft und wo genau im Einsatz waren. Der Winzer erfahre dadurch, was es ihn schlussendlich kostet, seine Weinbergsflächen zu bewirtschaften. Und: Sind diese und andere Daten eingepflegt und digital schnell greifbar, trage das vor allem dazu bei, Missverständnisse und damit Fehler zu vermeiden. „Es gibt nämlich Situationen, in denen einfach vergessen wird, bestimmte Rebzeilen zu bearbeiten“, weiß Stefan Krämer. Daher lautet seine Formel: Je größer ein Betrieb, umso wichtiger solch ein digitales Werkzeug, das Experten auch als digitale Schlagkartei bekannt sei.
Einer der Nutzer ist Weinbautechniker Michael Anselmann, der neben seinem Engagement im heimischen Betrieb beim Weingut Rebholz in Siebeldingen tätig ist. „Gerade für Auszubildende erleichtert die App die Arbeit“, sagt Anselmann. Schließlich ließe sich damit besser kommunizieren. Früher seien Lehrlinge mit einer Übersichtskarte in die Weinberge rausgeschickt worden. Nun können sie sich per Smartphone genau dorthin manövrieren lassen, wo sie Pflanzenschutzmittel auftragen oder andere Aufgaben erledigt werden müssen. Wobei die App ihnen auch helfe, selbstständig die Arbeit verrichten zu können. Ist doch dank der Dokumentation alles nachvollziehbar – auch in Echtzeit, da der Arbeitsfortschritt ständig aktualisiert wird.
Stefan Krämer kommt beruflich aus der IT-Branche: Nach seinem BWL-Studium bildete er sich in Informatik weiter, bevor er bei einem Softwareentwickler Fuß fasste. Nachdem er sich später selbstständig gemacht hatte, nahm er zunächst kundenspezifische Anträge an, unter anderem aus dem handwerklichen Bereich, bevor er sich dem Genussmittel Wein und dessen Herstellung widmete. Dass er mit seiner App Vinum Cloud in der Branche mitmischen kann, in der es vergleichbare Produkte gibt, macht Stefan Krämer auch an seinem Kundenstamm fest.
2019 brachte Stefan Krämer Vinum Cloud auf den Markt. Inzwischen nutzten diese Kunden aus allen deutschen Weinanbaugebieten. „Nur die Bergstraße hatte mir bis vor Kurzem noch gefehlt.“ Darüber hinaus sei er auch im Ausland vertreten, konkret in Luxemburg und Österreich. Zu seinen Kunden zählen neben Winzern auch Lohnunternehmer und Rebschulen. Gerade die Mund-zu-Mund-Propaganda beschere ihm Zulauf. Die Weinbergsflächen, die der Burrweilerer über seine App Vinum Cloud erfasst hat, sind zusammengerechnet 2500 Hektar groß.
Seine App habe zudem einen integrierten Mängelmelder. Die Standorte der Schäden – gebrochene Stickel, defekte Drähte oder auch Diebstähle – ließen sich per GPS genau im Weinberg lokalisieren, diese können dann anschließend mit Bildern und Beschreibungen ergänzt werden. Ist der Schaden behoben, kann dann ein Haken dahinter gesetzt werden.
Die App ergebe vor allem dann Sinn, wenn der Betrieb eine entsprechende Größe hat, sagt der Burrweilerer. Wenn das Weingut Rebflächen bewirtschaftet, welche mindestens sechs Hektar groß sind. Ab dann brauche es solche digitalen Lösungen, um effizienter arbeiten zu können.Diesen wirtschaftlichen Aspekt betont auch Jürgen Oberhofer, der am Institut für Weinbau und Önologie des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt beschäftigt ist und von der RHEINPFALZ auf solch eine App angesprochen wird.
Gerade in diesen Zeiten, in denen auch Winzer laut Oberhofer unter Kostendruck stehen, wird darauf geachtet, wofür Geld ausgegeben wird: Die Maschinen seien teurer geworden, die Löhne gestiegen. Zudem mache die Inflation den Betrieben zu schaffen, da sie mehr Erlöse erzielen müssen, um die Kostensteigerungen auszugleichen. Zumal auch Verbraucher weniger Geld im Portemonnaie hätten und damit weniger konsumierten.
Daran anknüpfend meint Winzer Michael Anselmann, dass solch eine App helfen könne, dass der Wein am Ende für Verbraucher nicht teurer wird.